Glacier-Express | Reisebericht

Im Rahmen der Reihe „Classics“ recycle ich auch mal alte Berichte, die mit der Schweiz zu tun haben. Hier ein Bericht aus 2013 über eine Bahnreise, unter anderem mit dem Glacier-Express.

Bernina-Express | 31.01.2013

Bei www.bahnurlaub.de  hatten wir das Komplettangebot „3 Panoramazüge in 3 Tagen“ gebucht. Neben dem allseits bekannten Glacier-Express war im Angebot noch der Bernina-Express und die Gornergratbahn dabei.

Ebenso war  ein französischer TGV  mit dabei. Den wollte ich schon immer mal gerne von innen sehen. So fuhren wir erst einmal, für uns entgegengesetzt, nach Basel, um von dort die Reise ordnungsgemäss, wie vom Veranstalter empfohlen, zu starten. Der TGV war sehr voll und wir zwängten uns in zwei, zumindest für meine Körpergrösse nicht wirklich sehr bequeme, Sitze. Es hätte etwas mehr Kniefreiheit sein dürfen. Von Zürich ging es dann mit einem „normalen“ Interregio weiter nach Chur. Dort fanden wir unsere reservierten Sitzplätze leider nicht. Der freundliche Zugchef Herr Müller erklärte uns das System und machte und auch darauf aufmerksam, dass wir eigentlich in allen Zügen 1. Klasse fahren dürften. Hätten wir doch vorher mal besser aufgepasst!

Das Wetter passte. Leicht bewölkt aber mit Sonnenschein war es deutlich besser wie der sinnflutartige Regen, den es die Tage zuvor hatte. Gleich nach Chur konnten wir die ersten Alpen fotografieren.

Von dort ging es mit dem Regionalexpress weiter nach St. Moritz. Warum mit dem Regionalexpress? Grund war wahrscheinlich, dass dieser eine Zugrestaurant mit dabei hatte, für dass wir den Tagesteller im Rahmen der Reise bereits vorbestellt hatten. Für uns beide war es der erste Restaurantbesuch in einem Zug. Es gab Schweinemedaillons mit Kartoffelbrei und Brokkoli sowie feiner Senfsauce – extrem lecker!

Bernina-Express
Bernina-Express

Ab Thusis beginnt die eigentliche (bereits 1903 eröffnete) Albulastrecke nach St. Moritz. Sie ist seit 2003 Unesco Weltkulturebene und wir überfuhren unter anderem das berühmte Landwasserviadukt mit 136 m Länge. Gleich nach dem Viadukt wird der Zug ohne Unterbrechung direkt vom nächsten Tunnel verschluckt.

Bernina-Express
Landwasser-Viadukt via Bernina-Express
Bernina-Express

Über TiefencastelFilisurBergün ging es weiter. In Bergün packten zwei Familien gerade die Schlitten aus ihren Family-Vans. Es hatte also trotz des warmen und regnerischen Wetters in den letzten Tagen noch genügend Schnee und die Berge sahen so aus, wie Berge im Januar auszusehen haben. Hier wird dann auch schon teilweise Italienisch geredet. Die offizielle Sprachgrenze ist aber erst ein paar Kilometer weiter südlich.

Unterwegs in Bernina-Express
Bernina-Express
Unterwegs im Bernina-Express

Die Sonne schien jetzt so heftig, dass es hinter den Scheiben richtig heiss wurde. Nur in den zahlreichen Tunneln kühlte es wieder leicht ab.

Der Streckenabschnitt hier ist sehr verwirrend. Um Höhe zu gewinnen, windet sich die Bahnlinie des Bernina-Express zwischen Bergün und Preda wie ein Karussell in Kehrtunnel nach oben und die Talseite wird vier mal gewechselt.

In St. Moritz hatten wir 45 Minuten Aufenthalt. Danach ging es mit einem „richtigen“ Bernina-Express weiter zu unserem Zielort Le Prese. Die Panoramawagen kosten regulär 9 Franken Aufschlag (schon in unserem All-Inclusive Paket mit drin), die sich aber in jedem Fall lohnen.

Inzwischen war keine Wolke mehr am Himmel zu sehen und hinter den Panoramascheiben war es richtig heiss geworden.

Weiter fuhr der Bernina-Express vorbei an Pontresina zum Ospizio Bernina. Dies ist mit 2253 Meter der höchstgelegene Bahnhof der rhätischen Bahn. Stationsgebäude und Gasthof entstanden um 1925.

Da es schon später am Tag war, verschwand die Sonne immer öfter hinter den Berggipfeln, was das Fotografieren  erschwerte.

Weiter ging es vorbei bei Alp Grüm mit dem Palü-See und -Gletscher in relativ konstantem Gefälle von 7%. Zum Schutze vor Lawinen und Schneeverwehungen wurden hier zahlreiche Galerien angelegt. In Poschiavo mussten wir aussteigen, da die weitere Strecke wegen Steinschlags gesperrt war. Der Bus nach Le Prese stand jedoch schon bereit.

Übernachtet hatten wir in „Raselli Albergo Ristorante Sport“. Das Abendessen (wir hatten Halbpension) war auch hier extrem lecker.

Zugfahren in der Schweiz

Glacier-Express | 291 Brücken und 91 Tunnel | 1.02.2013

Heute stand  endlich der Glacier-Express auf dem Programm.

Durch die Schweizer Alpen mit dem Zug

Extra für uns wurde das Frühstück sehr früh gerichtet. Mit dem Schulbus ging es zurück nach Poschiavo. Wir waren schon etwas nervös, weil der Bus etwas zu spät kam. Von dort ging es mit einem normalen Regionalzug nach Pontresina, also auf der gleichen Strecke wie gestern. Wir hatten das ganze 1. Klasse Abteil für uns und konnten rechts und links fotografieren, wie wir wollten. Die Morgen-Stimmung war besonders schön: Die Sonne beschien die ersten Berggipfel.

Zugfahrt in der Schweiz
Durch die Schweizer Alpen mit dem Zug
Zugfahrt in der Schweiz
Zugfahrt in der Schweiz
Zugfahrt in der Schweiz
Zugfahrt in der Schweiz

Von Pontresina ging es weiter nach Samedan, wo wir in den Glacier-Express umstiegen. Leider machte ab hier das Wetter etwas zu.

Der erste Teil der Fahrt mit dem Glacier Express ging auch hier wieder über die bereits bekannte Strecke, die auch vom Bernina-Express befahren wird.

Glacier-Express
Im Glacier-Express. Ja da war ich noch ein paar Jährchen jünger 😉
Glacier-Express
Glacier-Express
Glacier-Express
Glacier-Express
Glacier-Express
Glacier-Express

Der Glacier Express wurde 1930 von der Rhätischen Bahn, der Furka Oberalp Bahn und der Brig Visp Zermatt Bahn gegründet. Schon im ersten Jahr nutzten mehrere tausend Fahrgäste die Verbindung zwischen St. Moritz und Zermatt. Der Bau des Furka Basistunnel 1982 ermöglichte aber erst den Ganzjahresbetrieb der Strecke.

Auf dem Glacier-Express

Im Start-Kanton Graubünden wird noch Rätoromanisch gesprochen. Jeder zweite Einwohner arbeitet hier entweder in der Tourismus-Branche oder im Transportwesen.

Was mir zum ersten Mal bewusst wurde: Die schweizer Flagge ist übrigens als einzige Flagge quadratisch. Nur aufgrund einer  Ausnahmeregelung (die Gesamtfläche darf nicht grösser sein als andere Flaggen), darf sie vor dem Uno-Hauptgebäude flattern. Weiter fuhr der Glacier-Express an der Viamala-Schlucht nach Thusis. Schon die Römer hatten hier bereits einen Weg gebaut. Es war die schnellste, aber auch die gefährlichste Route, um über die Alpen zu kommen.

In Reichenau fliessen Vorder- und Hinterrhein zusammen. Als im 14. Jahrhundert der Fernverkehr über die Bündner Alpenpässe zunahm, wurden hier zwei Brücken und ein Zollhaus gebaut. Von dort aus konnte der gesamte Verkehr kontrolliert werden.

Zug mit Aston Martins
Auch das ist die Schweiz: ein Zug gefüllt mit Aston Martins

Chur ist die älteste Stadt der Schweiz. Hier endet die eigentliche Bernina-Express Route und einige Nicht-Panoramawagen wurden abgekoppelt. In unserem Wagen wurde es jetzt recht voll und mit der beschaulichen Ruhe war es vorbei.

Von Chur ging es weiter entlang der Rheinschlucht. Die Sicht wurde jetzt immer schlechter und es nieselte.

Glacier-Express im Winter
Nicht immer schönes Wetter: Glacier-Express

Kurz vor Disentis wurde das Essen am Tisch serviert. Im Vergleich zu den vorherigen Tagen war es aber enttäuschend. Rindsgeschnetzteltes Beef Stroganov war doch sehr zäh und geschmacklich Kantinen-Niveau. Serviert wurde am Tisch, wobei drei Damen die jeweiligen Beilagen nacheinander bringen.

In Disentis hatten wir gute zehn Minuten Aufenthalt. Kurz hinter dem Bahnhof rastete dann auch die Lok hörbar in die Zahnradstangen ein, die es hier wegen der Steigung braucht. Der Nieselregen wandelte sich jetzt langsam in Schnee. Noch etwas vom Oberalppass entfernt wurde die Zahnradhilfe allerdings noch nicht dauerhaft verwendet.

Heidi-Tasse im Glacier-Express
Muss anscheinend sein im Glacier-Express: Kaffee in der Heidi-Tasse

Nach dem Kafee kamen wir durch einige längere Tunnel zum höchsten Punkt der Glacier-Express-Reise, dem Oberalppass mit 2044 m.

Hier hatte es sehr viel Schnee und die Strasse war gesperrt. Wir sahen praktisch nur noch Weiss. Die Gegend sieht hier im Winter komplett anders aus als im Sommer. Nach dem Bahnhof auf dem Pass ging es schon wieder in zahlreichen Kehren abwärts Richtung Andermatt.

Vor zwei Jahren waren wir im Herbst hier mit dem Smart Roadster unterwegs und sahen von der Strasse aus den Glacier-Express. Dieses mal konnten wir nur erahnen, wo sich die Strasse befindet.

Auf dem Weg nach Andermatt überquerten wir auch die Grenze vom Kanton Graubünden nach Uri.

Trotz des schlechten Wetters waren in Nätschen ein paar Skifahrer unterwegs. Hier warteten wir  relativ lange auf den Gegenzug. Die Frequenz der Züge auf der Bergstrecke fand ich doch sehr erstaunlich, zum ersten Mal merkte ich, dass der ÖV hier in der Schweiz viel besser ausgebaut ist als in Deutschland. Bis 2013 fuhr ich eigentlich auch in der Schweiz überwiegend Auto.

Andermatt wurde im 12. Jahrhundert von den Walsern gegründet. Mit der Erschliessung der Gotthardstrasse 1818-1830 blühte Andermatt als Handels-, Ferien- und Kurort auf.

Hier sahen wir dann auch wieder befahrbare Strassen. Mit 1447 m liegt Andermatt deutlich tiefer als der Oberalppass.

Hinter Andermatt ging es in Realp für ca. 15 Minuten durch den Furka-Basistunnel, der den Ganzjahresbetrieb des Glacier-Express erst ermöglichte.

Aus Respekt vor den Naturgewalten wurden früher Oberleitungen und eine Brücke auf der Route über den Berg im Herbst demontiert und im Frühjahr wieder montiert. Einzelne historische Züge fahren die alte Route im Sommer aber inzwischen wieder ab (Dampfbahn Furka-Bergstrecke).

Im Furka-Basis-Tunnel überquerten wir die Grenze vom Kanton Uri zum Kanton Wallis. Wallis ist der drittgrösste Kanton der Schweiz. Neben dem Fremdenverkehr ist hier auch die Landwirtschaft, speziell mit dem Weinbau, eine der wichtigsten Einnahmequellen für den Kanton.

Hier schneite es deutlich stärker und es lag auch viel mehr Schnee als auf der anderen Seite des Tunnels. Weiter ging es durch das obere Rhonetal über OberwaldMünster und Fiesch.

Um 15:00 wurde vom Zupersonal schon abgerechnet. Danach kam kaum noch jemand vorbei um Getränke und anderes zu servieren. Das hätte an so verregneten Tagen sicher noch Potential…

Weiter durch Ernen, Mörel nach BrigVisp. Ein Chemie-Werk der Lonza-AG ist hier ein grosser Arbeitgeber der Region.

Und danach Weitenach Stalden. Hier beginnt dass steilste Teilstück der Glacier-Express, dass ohne Zahnradtechnik nicht zu überwinden wäre. Es ist wirklich so steil, dass man die Gläser festhalten musste.

Auf diesem Abschnitt gab es wieder beeindruckende Brücken und einen wilden Abgrund. Leider wurde die Sicht immer schlechter, so dass wir nicht allzu viel davon sahen.

Eine weitere Station ist St. Niklaus. Immer wieder wurde der Zahnrad-Antrieb benützt um grössere Steigungen zu überwinden. Das erste mal sahen wir hier Highland-Rinder im Schnee.

In Herbriggen mussten wir noch ein letztes Mal den Gegenzug abwarten bevor wir dann unser Ziel Zermatt erreichten.

Zermatt ist komplett autofrei. Ein Hotel reiht sich hier an das andre. Einige der Zermatt Hotels sind ja sehr berühmt. Wir wurden von eine kleinen Elektrobus ins Hotel Perren (nicht berühmt) abgeholt. Auch hier hatten wir Halbpension. Das Essen war wieder perfekt mit einem herrlichen Dessert-Büffet…

Cornergratbahn Zermatt | 2.02.2013

Am letzten Tag stand die Zahnradbahn auf den Cornergrat (3089m) auf dem Programm. Da das Wetter auch einen Tick besser war wie am Tag zuvor, machten wir uns nach einem reichhaltige Frühstück auf den Weg. Leider war das letzte Stück gesperrt. Der Herr am Eingang empfahl uns bei der Station Riffelberg auszusteigen.

Das Matterhorn (4478 m) zeigte sich immerhin leicht im trüben Wetter auf der Fahrt nach oben. Kleine Anekdote am Rande: Für die Schweiz ist das Matterhorn  eine Art Wahrzeichen. Auf meiner ersten Arbeitsstelle in der Schweiz zeigte mir die New-Media-Abteilung stolz eine neue kreiertes Signet. Auf meine Frage: „Da habt Ihr aber einen schönen Berg mit drauf, welcher ist denn das?“ erntete ich Stirnrunzeln und wahrscheinlich auch Kopfschütteln hinter meinem Rücken. Immerhin hat man mich noch aufgeklärt, dass das das Matterhorn sei. Wenn du also auch in der Schweiz wohnen willst, präge dir doch besser die Silhouette des Berges ein.

Cornergratbahn Zermatt
Cornergratbahn Zermatt
Cornergratbahn
Cornergratbahn Zermatt
Cornergratbahn
Cornergratbahn Zermatt im Nebel
Matterhorn im Nebel
Matterhorn bei schlechtem Wetter

Auf der Station Riffelberg war es doch recht frisch – eine Anzeige unterwegs zeigte minus dreizehn Grad an. Wir machten uns direkt in das Restaurant auf.

Nach einem gemütlichen Kaffee ging es wieder auf den Weg nach unten. Ein Zug stand schon auf Gleis 4 herum, genau dort hätte auch unser Zug nach Visp fahren sollen. Wir hatten es uns schon bequem gemacht, als auf einmal auf einem Display aufleuchtete: „Bitte aussteigen“. Wie um zu bekräftigen, dass das wirklich ernst gemeint ist, fuhr der Zug auch noch ein Stück an. Panikartig packten wir unser Zeug zusammen und machten uns zum Ausgang auf. Tatsächlich fuhr der Zug dann auch aus dem Bahnhof heraus, um ein Gleis weiter zu „parken“. Jetzt hatte er wenigstens die Lichter gelöscht und „Nicht einsteigen“ auf dem Display eingeblendet.

Bis Visp ging es zurück auf der Strecke des Glacier-Express.

Dort mussten wir also auf dem Bahnsteig auf unseren richtigen Zug warten. Der Eurocity aus Milona nach Basel hatte in Visp schon 10 Minuten Verspätung. Für schweizer Verhältnisse faste eine Katastrophe 😉 Er war sehr voll, man merkte, dass Samstag Reisetag ist. Die Route zurück ging via Thun, Bern, Olten, Basel.

Reisen: Bernina-Express, Glacier-Express, Gornergratbahn

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Und? Wie war es?

Ein Fazit meines Reiseberichts Bernina-Express, Glacier-Express und Gornergratbahn: Für mich war es der erste wirkliche Bahnurlaub. Zu der Zeit war ich nicht wirklich ÖV Fans. Aber es ist eine spannende Art die Schweiz zu erleben. Das Paket von bahnurlaub.de ist gut geschnürt. Es lohnt sich sicherlich die Essen sowie den 1. Klasse Zuschlag mit dazu zu nehmen. 1. Klasse zu reisen ist nicht nur für gross Gewachsene angenehmer. Vor Ort zahlt man für das Essen etwas mehr.

Bahnfahren in der Schweiz

Mittlerweile habe ich die Bahn in der Schweiz sehr zu schätzen gelernt. Sie ist sehr pünkltich und die Auslastung der Züge (meist) OK (Tipp: Ganz hinten einsteigen). Via App gibt es via in Deutschland Sparpreise. Wenn man sein Reisedatum kennt, kann man zu einem guten Preis unterwegs sein. Ausserdem ist auch das Halbtax, das Pendant zur Bahncard eine sinnvolle Sache.

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