Schweizer Nationalfeiertag – Bundesfeier
Am 1. August feiern die Schweizer den Schweizer Nationalfeiertag. In der Schweiz selber ist auch die Bezeichnung Bundesfeier geläufig. Zur Feier des Tages werden die Fahnen gehisst und auch viele Privatleute schmücken Haus und Garten damit.
Der Nachbar bei meiner früheren Arbeitsstelle meinte es immer besonders gut: Er schmückte jede freie Stelle seines Hauses abwechselnd mit einem Schweizer Fähnchen und mit einem mit dem Wappen des Wohnkantons. So krass treibt es aber nicht jeder Schweizer, auch meine einheimischen Kollegen amüsierten sich über das Bild von gegenüber.
In den Gemeinden finden Feiern statt. Meist halten mehr oder wenig wichtige Personen Reden. Nach Einbruch der Dunkelheit gibt es ein Feuerwerk.
Geschichtlicher Hintergrund
Die Rütliwiese oberhalb des Vierwaldstättersees war der geheime Treffpunkt der Verschwörer aus den Ländern Uri, Schwyz und Unterwalden. Dort hat man sich gegenseitigen Beistand geschworen. Deshalb spricht man auch vom Rütlischwur. Der Geschichte nach kam es nach der Ermordung des Vogtes Gessler zu einem bewaffneten Aufstand gegen die tyrannischen Vögte der Habsburger.
Schwur gleich Eid, das erklärt schon einmal die Bezeichnung Eidgenosse. Später entstand die Vorstellung, dass der Bund schriftlich besiegelt wurde.
Die passende Urkunde ist der Bundesbrief von 1291. Ob das Jahr wirklich genau stimmt, ist inzwischen nicht zweifelsfrei belegt, da es früher durchaus üblich war, Dokumente rückzudatieren.
1891 wurde dann das 600-jährige Bestehen der Eidgenossenschaft gefiert. 1899 wurde dann der 1. August durch die Schweizer Regierung zum Bundesfeiertag. Der erste August ist relativ willkürlich festgelegt. Im Bundesbrief steht: „Geschehen im Jahre des Herrn 1291 zu Anfang des Monats August.“
Und was ist mit Wilhelm Tell?
Ob es Wilhelm Tell, der den Vogt Bundesbrief von 1291Gessler ermordet haben soll, tatsächlich gegeben hat, ist umstritten, denn zeitgenössische Erwähnungen gibt es keine. Überhaupt ist es unklar, welche Teile Sage und welcher wirklich historischer Fakt sind. Die Geschichte um Wilhelm Tell dürfte sich so aber nicht eins zu eins zugetragen haben.
Die ganze Geschichte vom Apfelschuss ähnelt sogar sehr stark der Sage vom Schützen Toko aus den Gesta Danorum des Saxo Grammaticus. Habe ich selbst noch nie davon gehört, aber diese Geschichte ist -leider- eindeutig älter.
Wenn du jetzt nicht mehr durchblickst, geht es dir so wie mir. Also merken wir uns einfach:
Gefeiert wird am 1. August die Bundesfeier. Man gedenkt der Gründung der Nation und ist stolz auf die Vielfalt in der Einheit. Und wo sind sonst noch auf so relativ engem Raum so viele verschiedene Sprache, grosse Seen, Gebirge und tolle Landschaften zu finden? Wo sonst gibt es die direkte Demokratie mit den Volksabstimmungen? Wo ist die Schokolade so fein?
Ausser auf dem Rütli finden übrigens keine nationalen Feiern statt. Alles wird dezentral von den Gemeinden organisiert. Und auch hier ist es wieder nicht ganz einfach: An einigen Orten findet die Fete und das Feuerwerk einen Tag früher statt. Nicht umsonst ist ein häufig gehörter Satz in der Schweiz: „Das ist von Kanton zu Kanton verschieden“.
Und sonst?
- Buch von Thomas Küng: „Gebrauchsanweisung für die Schweiz“
- Langenscheidt Lilliput Schweizerdeutsch: Schweizerdeutsch-Hochdeutsch/Hochdeutsch-Schweizerdeutsch
Quelle / Verweise / Weitere Informationen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesbrief_von_1291
- https://de.wikipedia.org/wiki/Rütlischwur
- https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Tell
Schönes Titelbild mit der Schweizer Flagge und ein toller Beitrag! Sehr spannend. 🙂